BRAK-Mitteilungen 5/2023

e) AUSSERFACHLICHE AUFGABEN Da oftmals der Eindruck entsteht, bei ReFas würde es sich um sog. „Mädchen für Alles“ in den Kanzleien handeln, wurde abgefragt, inwiefern Aufgaben außerhalb der Kerntätigkeiten – wie z.B. Kaffee kochen oder private Erledigungen für Vorgesetzte – anfallen. Etwa 87 % der Ausgelernten und ca. 76 % der sich noch in der Ausbildung befindenden ReFas bejahen dies. Dies legt nahe, dass die Übernahme von fachfremden Aufgaben wohl mittlerweile weniger häufig erwartet wird, aber immer noch bei Dreiviertel der Befragten, die sich aktuell in Ausbildung befinden, ein Thema ist. Mehr als drei Viertel der ReFas haben fachfremde Aufgaben wie Kaffeekochen Natürlich ist klar, dass gerade zu Beginn einer Ausbildung auch trivialere Arbeiten rund um den Büroalltag zu erledigen sind und dies keinesfalls ein Spezifikum der ReFa-Ausbildung darstellt. Allerdings muss hier auch bedacht werden, dass sich dies offenbar nicht selten durch die komplette Ausbildung fortschreibt und somit Zeitfenster einnimmt, die dann für die fachliche Ausbildung der ReFa, also den eigentlichen Kern der Sache, fehlen. Gerade die Häufigkeit der Nennung erweckt hier Aufmerksamkeit, da die ausgelernten ReFas an anderen Stellen der Befragung sich selbst häufig als billige Arbeitskräfte bezeichnen oder angeben, als solche wahrgenommen worden zu sein. Befragte äußern sich diesbezüglich beispielsweise wie folgt: „Der Umgang mit uns Azubis war stets von oben herab. Wir waren die billigen Arbeitskräfte, die den Laden geschmissen haben. Bei Fehlern wurde geschrien und getobt“. An anderer Stelle gibt eine weitere Befragte an: „Zu kleine Kanzlei, wenige Vorbilder bzw. Ansprechpartner, zu wenig Vielfalt in den Tätigkeiten. Wir waren einfach nur billige Arbeitskräfte.“ Hier zeigt sich, dass gerade Auszubildende offenbar häufig für Tätigkeiten herangezogen werden, die weitab der fachlichen Inhalte liegen.9 9 Vgl. dazu auch die bei Theus/Nitschke, BRAK-Mitt. 2023, 212, 218 f. geschilderten Beispiele. Auch wirft das Antwortverhalten der Befragten – ob aktuell in Ausbildung oder bereits ausgelernt – einige Fragen zum Umgangston und dem Thema Wertschätzung innerhalb der Kanzleien auf. Der Hinweis auf einen negativen Umgangston sowie das komplette Fehlen von Wertschätzung wurde nicht nur einmal, sondern regelmäßig von den Befragten gebracht. Dies scheint auch aktuell noch immer ein Problempunkt innerhalb der Kanzleistrukturen zu sein. f) PRAXISVORBEREITUNG DURCH DIE AUSBILDUNG Was die eigentlichen fachlichen Tätigkeiten einer ReFa betrifft, fühlt sich mit etwa 56 % der befragten Auszubildenden nur knapp etwas über die Hälfte durch den bereits durchlaufenen schulischen und praktischen Teil der Ausbildung gut für die Aufgaben in der Kanzlei gerüstet. Demgegenüber stehen ca. 67 % der bereits Ausgelernten, die angeben sich durch die Ausbildung gut auf ihre Tätigkeit vorbereitet gefühlt zu haben. g) FAZIT ReFas in Ausbildung empfinden somit nur in gewissem Maße eine Belastung durch Termindruck oder Stress. Ein großer Anteil von ihnen, egal ob ausgelernt oder noch in Ausbildung, übernimmt bzw. übernahm Aufgaben außerhalb der Kerntätigkeit ihres Berufs und gleichzeitig fühlen bzw. fühlten sie sich nur in Maßen durch ihre bisher durchlaufene Ausbildung für die fachliche Arbeit in der Kanzlei gut gerüstet. Diese Ergebnisse erscheinen dahingehend bedenklich, als dass eine fundierte inhaltliche Ausbildung für jeden Beruf unabdingbar ist. Dies kann gerade bei einem Kanzleiwechsel zu Schwierigkeiten führen, ist aber auch für die breite Diskussion zum Thema fehlende Fachkräfte ein Problem. 3. ZUKUNFT NACH DER AUSBILDUNG Von denjenigen ReFas, die bereits ausgelernt haben, sind nur noch etwa 23 % in ihrer Ausbildungskanzlei tätig. Der am häufigsten genannte Grund für einen Kanzleiwechsel ist dabei die nicht stattgefundene Übernahme, gefolgt von einer zu schlechten Bezahlung. Darüber hinaus spielen sowohl Faktoren wie Wohnortwechsel, aber auch ein schlechtes Arbeitsklima, das z.B. Themen wie fehlende Wertschätzung oder Mobbing beinhaltet, diesbezüglich eine Rolle. Hinzu kommt, dass in einigen Fällen aufgrund von Verrentung oder Verkauf die ursprüngliche Ausbildungskanzlei nicht mehr existiert. Positiv fällt auf, dass sich mit fast 54 % eine knappe Mehrheit der ausgelernten ReFas erneut für diese Ausbildung entscheiden würde. Das bedeutet aber auch, dass 46 % – also fast die Hälfte – genau dies nicht tun würde. Nur gut die Hälfte würde nochmal ReFa lernen Der ausschlaggebende Grund dafür ist laut den Befragten die schlechte Bezahlung, vor allem wenn sie in Relation zum Aufwand der Tätigkeit gesetzt wird. Hinzukommt eine fehlende Wertschätzung, Probleme mit den Arbeitgebern wie z.B. ein schlechtes Arbeitsklima in den Kanzleien, Mobbing oder auch aufbrausende Vorgesetzte, aber auch Überlastung und Stress durch Fristen oder Personalmangel und auch eine Inflexibilität, was Arbeitszeiten, Überstunden, Home-Office oder auch Gleitzeit anbelangt. Auch die befragten Personen, die sich momentan noch in der Ausbildung befinden, wurden danach gefragt, ob sie im Anschluss weiter als ReFa tätig sein wollen. Dies bejahen etwa 45 %, somit verneint dies eine knappe Mehrheit mit 55 %. AUFSÄTZE BRAK-MITTEILUNGEN 5/2023 285

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