BRAK-Mitteilungen 4/2020

gulierung des Rechtsberatungsmarkts in Belarus und Deutschland sowie über Fragen der kostenlosen Rechts- hilfe in beiden Ländern. Die Regelungen des deutschen RDG und des Anwaltszwangs sowie das System der deutschen Prozesskosten- und der Beratungshilfe weck- ten besonders das Interesse der belarussischen Kolle- gen. PERSONALIEN ZUM TOD VON ELMAR GELLNER DR. EBERHARD HAAS* * Der Autor war Rechtsanwalt und Notar in Bremen. Von 1991 bis 1999 war er Prä- sident der Bundesrechtsanwaltskammer. Wenn auch heutzutage vielfach vergessen, war Elmar Gellner ein Vierteljahrhundert die „Seele“ der Ge- schäftsstelle der BRAK. Im Alter von 28 Jahren trat er bereits 1962 in die Dienste der Bundesrechtsanwalts- kammer. 1974 ernannte ihn das Präsidium als Nachfol- ger von Dr. Martin zum Hauptgeschäftsführer. Zur Jahr- hundertwende wurde er verabschiedet, nachdem er we- nige Jahre zuvor noch den Ankauf des Berliner Grund- stücks der BRAK überwacht und den Umzug der Ge- schäftsstelle von Bonn nach Berlin organisatorisch ge- leitet hatte. Nicht nur wegen des langen Zeitraums, in dem er die Entwicklung unseres Berufsstands, seine Erfolge und seine Gefährdungen verfolgte, vor allem infolge seiner Neigung, jede Neuerung und deren Folgen vertieft zu durchdenken, entwickelte er sich zum gerne befragten Berater. Zudem hatte sich Gellner im Laufe der Zeit ein Wissen und eine Personenkenntnis angeeignet, die als große Hilfe bei vielen Entscheidungen des Präsidiums bezeichnet werden muss. Die Auseinandersetzung mit der Rechtspolitik und sein Bemühen, persönlich in ihr mitzuwirken, haben sein Le- ben geprägt. Die Diskussionen mit ihm waren nicht im- mer einfach. Das Präsidium musste ihn überzeugen, be- vor er dessen Entscheidungen ausführte. Das war müh- sam, aber sein Zögern konnte auch hilfreich sein. Denn mit Weitsicht verfolgte er die jeweils auf die BRAK und auch somit auch auf ihn zukommenden Aufgaben und warnte vor zunächst nicht erkannten Folgen. Seine Be- dachtsamkeit („et respice finem“) kennzeichnete ihn vielfach als Konservativen. Das mag zu dem Ruf beige- tragen haben, die BRAK sei rückständig. Dem Gegenteil galt sein Bemühen: Er erkannte frühzei- tig die Vorzüge, aber auch die Gefahren der Globalisie- rung des anwaltlichen Berufsrechts und befürchtete die Kommerzialisierung des anwaltlichen Berufs, die nach seiner Überzeugung nicht zu einer Stärkung, sondern zu einem Ansehensverlust der Anwaltschaft in der Öf- fentlichkeit führen würde. Liberalisierung ohne gleich- zeitige Kontrolle der strikten Einhaltung anwaltlicher Berufspflichten gelte es zu vermeiden. Frühzeitig emp- fahl er den Kontakt zu den Behörden in Brüssel. So plä- dierte er energisch für die Errichtung eines Brüsseler Außenbüros. Und nicht zuletzt deshalb riet er, Gleichge- sinnte im Ausland zu suchen. Die BRAK fand sie im Pari- ser Barreau und in der Conference des Bˆatonniers. Ein regelmäßiger Gedankenaustausch wurde durch ihn ini- tiiert. Am 15.5.2020 ist Elmar Gellner nach langer schwerer Krankheit verstorben. Ihm verdankt die BRAK viel. ZUM TOD VON ELMAR GELLNER BRAK-MITTEILUNGEN 4/2020 PERSONALIEN 208

RkJQdWJsaXNoZXIy MTE1Mzg3