BRAK-Mitteilungen 5/2025

Abb. 9: Gründe für eine Rückkehr in den Anwaltsberuf gleichzeitig konkrete Ansatzpunkte für positive Veränderungen. Zunächst ist festzustellen, dass nach wie vor mehr als die Hälfte der Berufseinsteigerinnen und -einsteiger dauerhaft im Anwaltsberuf bleiben möchte und über drei Viertel nicht über eine Rückgabe der Zulassung nachdenken. Dies zeigt, dass der Anwaltsberuf grundsätzlich seine Attraktivität bewahrt hat. Besonders ermutigend ist die Feststellung, dass sich die meisten Berufsaussteigerinnen und -aussteiger ursprünglich eine längere Berufstätigkeit vorgestellt hatten und fast zwei Drittel eine Rückkehr in die Anwaltschaft nicht ausschließen. Dies deutet darauf hin, dass es sich häufig nicht um grundsätzliche Unzufriedenheit mit dem Berufsbild handelt, sondern um konkrete, veränderbare Rahmenbedingungen. Die hohe Bereitschaft zur Rückkehr bei entsprechenden Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zeigt das Potenzial für positive Entwicklungen auf. Die Umfrageergebnisse liefern eine klare Roadmap für notwendige Maßnahmen. Die drei Hauptproblembereiche – wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Work-LifeBalance und Arbeitsklima – sind bekannt und damit gezielt angehbar. Ein Drittel der Befragten benötigt keine zusätzliche Unterstützung durch die Kammern, während die anderen konkreten und umsetzbaren Unterstützungsbedarf artikulieren. Die Rechtsanwaltskammern sind sich ihrer Aufgabe bewusst und werden entsprechend aktiv. Die ausgeglichene Geschlechterverteilung sowohl bei den Berufseinsteigerinnen und -einsteigern als auch bei den Aussteigenden zeigt, dass der Anwaltsberuf erfolgreich alle Geschlechter anzieht. Die hohe Motivation der Berufsanfängerinnen und -anfänger – über 60 % gaben echtes Interesse am Anwaltsberuf als Hauptgrund für ihre Berufswahl an – bildet eine solide Grundlage für langfristige Berufszufriedenheit, sofern die strukturellen Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden. Die Arbeitsgruppe „Entwicklung und Strukturen der Anwaltschaft“ sieht in den Umfrageergebnissen und den damit gewonnenen Erkenntnissen einen wichtigen Schritt zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Die geplante jährliche Wiederholung der Umfrage unter Berufseinsteigern wird es ermöglichen, die Wirksamkeit eingeleiteter Maßnahmen zu überprüfen und die Strategien entsprechend anzupassen. Die Dauerumfrage unter den Aussteigerinnen und Aussteigern wird kontinuierlich weitere Erkenntnisse liefern und frühzeitige Interventionen ermöglichen. Die Anwaltschaft steht vor wichtigen Weichenstellungen, verfügt aber über die notwendigen Informationen und das Potenzial, diese erfolgreich zu meistern. Mit gezielten Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Förderung einer besseren Work-Life-Balance und der Stärkung des Arbeitsklimas kann die Attraktivität des Anwaltsberufes für die nachrückende Generation nicht nur erhalten, sondern sogar gesteigert werden. Die hohe Rückkehrbereitschaft ehemaliger Kolleginnen und Kollegen zeigt dabei, dass positive Veränderungen nicht nur zukünftige Austritte verhindern, sondern auch verloren geglaubte Talente zurückgewinnen können. AUFSÄTZE BRAK-MITTEILUNGEN 5/2025 333

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