BRAK-Mitteilungen 5/2025

Abb. 7: Konkrete Gründe für die Aufgabe des Anwaltsberufs lichen Probleme. Dies deutet auf strukturelle Probleme in der Arbeitsorganisation hin, die möglicherweise durch den zunehmenden Zeitdruck und die steigenden Mandantenansprüche verstärkt werden. Andere berufliche Interessen motivieren 26,47 % zum Ausstieg. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Anwaltsberuf nicht die erwartete intellektuelle Erfüllung bietet oder dass sich die Interessenlage im Laufe der Berufstätigkeit verändert hat. Besonders beunruhigend ist, dass das Arbeitsklima in der Kanzlei von 23,53 % als problematisch empfunden wird. Dies deutet auf zwischenmenschliche Probleme, möglicherweise auch auf Führungsdefizite in den Kanzleien hin. Ein schlechtes Arbeitsklima kann alle anderen Aspekte der Berufstätigkeit überschatten und ist oft der unmittelbare Auslöser für Kündigungsentscheidungen.11 11 Das Arbeitsklima in der Kanzlei wird auch von ReFa-Auszubildenden als Hauptgrund für den Abbruch der Ausbildung bzw. das Verlassen des Berufs angegeben, vgl. Theus/Nitschke, BRAK-Mitt. 2023, 212, 218; auch Genitheim/Herl, BRAK-Mitt. 2023, 281, 283 weisen darauf hin, dass Wertschätzung ein wunder Punkt ist. Gesundheitliche Gründe spielen bei 14,71 % eine Rolle, was angesichts der berichteten dauerhaften Überlastung nicht überrascht. Hier zeigt sich möglicherweise die langfristige Auswirkung der hohen Arbeitsbelastung auf die körperliche und psychische Gesundheit. Zu hohe Kanzleikosten werden von 13,24 % genannt, was insbesondere für Einzelanwälte und kleine Kanzleien ein zunehmendes Problem darstellt. Die steigenden Kosten für Miete, Personal und Technik bei gleichzeitig stagnierenden oder sinkenden Honoraren können die Wirtschaftlichkeit der Kanzlei gefährden. Bemerkenswert ist, dass nur 2,94 % zu wenige Mandate als Grund angeben. Das Problem liegt offenbar nicht in der Nachfrage nach anwaltlichen Dienstleistungen, sondern in den Rahmenbedingungen ihrer Erbringung. Hinzukommt, dass die andauernde Nachfrage von immer weniger Kolleginnen und Kollegen bedient werden muss. Familienplanung wird von 8,82 % genannt, was zeigt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach wie vor ein relevantes Thema ist, auch wenn es nicht zu den Hauptproblemen gehört. 6. AUSWIRKUNGEN AUF DIE RECHTSVERSORGUNG – WEITGEHEND ABGEFEDERT Eine zentrale Sorge bei Berufsaustritten ist die Auswirkung auf die flächendeckende Rechtsversorgung. Hier liefert die Umfrage weitgehend beruhigende Erkenntnisse: Nur 24,32 % der Kanzleien fallen ersatzlos weg, während 75,68 % der Fälle anderweitig abgefangen werden. Von den ersatzlos wegfallenden Kanzleien schätzen nur 11,11 % ein, dass damit mandantennahe FUHRMANN, WARUM DIE ANWALTSCHAFT IHREN NACHWUCHS VERLIERT AUFSÄTZE BRAK-MITTEILUNGEN 5/2025 331

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