BRAK MAGAZIN 6/2025 15 TALK 2: BLUT LÜGT NICHT – DER CSI-FAKTENCHECK „Wir brauchen die SpuSi!“ Wer Krimis sieht, kennt diesen Satz. Für Blutspuren am Tatort ist Nina Hagner vom Kriminaltechnischen Institut des Landeskriminalamts Berlin zuständig. „Blut lügt nicht! Dexter, CSI und Co. im Faktencheck“ hieß der zweite Talk. Kriminalhauptkommissarin Hagner ist angehende Sachverständige für Blutspurenmusteranalyse (BPA) und entzauberte, was wir aus Krimi-Serien zu wissen glauben. Mit dem Blick der SpuSi-Expertin und möglicherweise mit dem Herzen einer Künstlerin (vor ihrer Polizeikarriere studierte Hagner Kunst) betrachtet sie Blutspuren. Tropfen sind keine simplen Punkte, sondern kleine Kunstwerke der Bewegung. Ihre Form verrät, wohin sie geflogen sind – etwa nach einem brutalen Schlag.„Nicht jedermanns Sache“, bekennt Hagner, „man wird oft schräg angesehen.“ Doch für sie liegt Schönheit in diesen Spuren. Hagner erklärte die drei groben Kategorien von Blutspuren: passive Spuren (Kontakt, Tropfen, Blutlachen), Spritzfelder (durch direkte Einwirkung wie Schläge, aber auch sekundär durch aufprallende Tropfen) und veränderte Spuren (geronnen, verdünnt). Die Analyse dieser Muster ist entscheidend, um die Plausibilität von Aussagen zu prüfen. Hagners trockenes Beispiel:„Also, wenn jetzt die tatverdächtige Person sagt: ‚Ich habe in Notwehr gehandelt‘, dann können wir im besten Fall anhand der Blutspurenmuster sagen: ‚Hmm, nee, eher nicht.‘“ Einer der größten Faktenchecks des Abends galt einer universellen Fehlannahme: In der Luft bewegt sich Blut nicht tropfenförmig. Es fliegt als Kugel! TALK 3: GENERATIONENKONFLIKT – MYTHOS ODER WAHRHEIT? Das Finale war ein Realitätscheck: „Gen Z vs. Gen X vs. Boomer“. Mit Moderatorin Stephanie Beyrich war eine Vertreterin der Generation X dabei, mit Jörg Müller, Präsident des OLG Karlsruhe, ein Boomer und Rechtsreferendarin Ines A. Garritsen vertrat die Generation Z. Die Fiktion: Die Gen Z ist faul, will nur Homeoffice und viel Geld. Generation X gilt als ehrgeizig, konsumorientiert, skeptisch. Die Boomer sind Workaholics und technikfeindlich. Die Fakten: Es ist komplizierter. Und vor allem: Es ist eine Frage der Persönlichkeit, nicht des Geburtsjahres. Jörg Müller überraschte, indem er das einseitige Arbeitsleben der eigenen Generation als„Defizit“ bezeichnete und den Wunsch der Jüngeren nach Ausgleich verteidigte: Nur weil man andere Lebensbereiche wichtig nehme, heiße das nicht, dass man „im Beruf nicht lebt“. Wenig Lust auf Arbeit? Müller stellte klar: „Die Leute gibt es, die gibt es auch bei uns, die alle diese Eigenschaften haben, aber ihre Geburtsjahrgänge unterscheiden sich erheblich. Ich habe auch Leute mit 30, die bereits auf die Rente warten. Das hat letztlich mit Geburtsjahren nichts zu tun.“ Ines Garritsen analysierte den „Zeitgeist“ ihrer Generation: Geprägt von Social Media (dem Wissen, was alles möglich ist) und der Corona-Pandemie (der Unsicherheit, ob man es erleben kann), entstehe der Wunsch, Dinge jetzt zu tun. Mit einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung konterte Stephanie Beyrich die Mythen. Fakt 1: Die Erwerbsbeteiligung der Gen Z ist seit 2015 überproportional gestiegen. Fakt 2: Die gewünschte Arbeitszeit unterscheidet sich nicht von anderen Gruppen. Fakt 3: Der Rückgang der Arbeitgeberbindung ist bei der Gen Z niedriger als bei allen anderen. Fazit des Dialogs: Mehr Verständnis, weniger Abwertung. Ein gelungener Abschluss für einen Abend, der bewies, dass Klischees eben manchmal nur Klischees sind und Vorurteile dazu da, widerlegt zu werden. Und: Jörg Müller ist kein Boomer – er ist nur eben schon länger jung! Foto: @jm_lensman Drei Generationen im Realitätscheck: Ines A. Garritsen, Stephanie Beyrich und Jörg Müller (v.l.n.r.)
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