FÜNF JAHRE „(R)ECHT INTERESSANT!“ Geburtstags-Edition mit Fact-Checking und Generationendialog Ass. jur. Anja Jönsson, BRAK, Berlin Am 8.10.2020 – Mitten im ersten Pandemie-Herbst – ging die erste Folge von „(R)ECHT INTERESSANT!“ online. Fünf Jahre und über 250 Episoden später lud BRAK-Pressesprecherin und Podcast-Initiatorin Stephanie Beyrich im Oktober zur großen „Birthday Edition“ ihres Live-Podcast-Events „Salongespräche“ in die Berliner Littenstraße ein. Rund 50 „Lauscher und Lauscherinnen“ folgten der Einladung und erlebten einen Abend, der das gewohnte „Wohnzimmer-Feeling“ des Salons mit Party-Atmosphäre verband. Unter den Gästen: treue Fans, Vertreterinnen und Vertreter von Rechtsanwaltskammern und ehemalige Podcast-Gäste. Anwesend waren unter anderem der ehemalige Bremer Strafverteidiger und Menschenrechtler Bernhard Docke, der die Freilassung von Murat Kurnaz aus Guantanamo erkämpfte; Marcello V. Orlik vom @Volksverpetzer; Susanne Kirchhoff, Richterin und Direktorin am Amtsgericht Bad Iburg; Emilia De Rosa, ehemalige Vorsitzende des Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.; Susanne Wanagas, Geschäftsführerin der Rechtsanwaltskammer Mecklenburg-Vorpommern und viele weitere Teilnehmende. LIVE-ATMOSPHÄRE IM BERLINER SALON Das BRAK-eigene Wohnzimmer-Studio wurde kurzerhand um eine Bar und ein Fingerfood-Buffet erweitert. Die Atmosphäre: gelöst, feierlich, fast familiär. Stephanie Beyrich führte wie gewohnt temporeich und wortgewandt durch den Abend. Im Zentrum standen drei Salongespräche, die das Motto „Fact or Fiction“ sezierten: von juristischer Fiktion über forensische Fakten bis zur Entlarvung gesellschaftlicher Mythen. Anne Lehmann, Illustratorin und Graphic Recorderin, filterte das Wesentliche aus den Talkrunden heraus und verwandelte es in lebendige Bilder, die im Anschluss auf einem großen Monitor sichtbar waren. TALK 1: WENN KI ZUM TÄTER WIRD – FIKTION TRIFFT REALITÄT Den Auftakt machte Florian Schwiecker. Von 2001 bis 2009 war er Strafverteidiger in Berlin, heute ist er Bestseller-Autor und Chief Partnership Officer bei Corti, einem dänischen Unternehmen für Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen. Unter dem Titel „War KI der Killer?“ entwickelte sich ein Dialog über die Ethik von künstlicher Intelligenz. In dem Kriminalroman „Der 1. Patient“ – vierter Band der Justiz-Krimi-Reihe, die Schwiecker mit Rechtsmediziner Michael Tsokos schrieb – geht es um KI in der Medizin. Die zentrale Frage: Was wäre, wenn eine KI-gesteuerte Operation schiefläuft? Wer trägt die Verantwortung – der Arzt oder das KI-System? War die Datenlage vollständig und wie valide waren die Informationen? Schwiecker wechselte von der Fiktion zur Realität: Der Gesundheitssektor stehe unter enormem Druck. Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte arbeiten mehr als 48 Stunden pro Woche, zu viele verlassen den Beruf. „KI kann dazu beitragen, diesem Problem zu begegnen, indem sie die Belastung des Personals verringert“, führte Schwiecker aus. Dokumentationen würden vereinfacht, sodass mehr Zeit für die Patientenversorgung bleibe. Aber der KI-Einsatz im Gesundheitswesen werde ganz zu Recht genau unter die Lupe genommen, da Fehler schwerwiegende Folgen haben können. Während generative KI einen Werbeflyer schreiben könne, stelle die Beratung und Dokumentation kranker Menschen die KI vor ganz andere Herausforderungen. Schwiecker warnte vor den Gefahren allgemeiner Sprachmodelle (LLMs): „KI denkt nicht wie ein Experte – sie denkt wie das Internet“. Diese Modelle könnten„halluzinieren“, damit seien sie für den Einsatz im Gesundheitswesen – und implizit auch in der Justiz – grundlegend ungeeignet. Foto: @jm_lensman Foto: Anne Lehmann Florian Schwieker Graphic Recording zu Nina Hagner
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