IMPRESSUM Bundesrechtsanwaltskammer – Körperschaft des öffentlichen Rechts, Littenstraße 9, 10179 Berlin Redaktion: Rechtsanwältin Dr. Tanja Nitschke, Mag. rer. publ. (verantwortlich) Verlag: Verlag Dr. Otto Schmidt KG, Gustav-Heinemann-Ufer 58, 50968 Köln (ausführliches Impressum unter www.brak.de/zeitschriften) EDITORIAL FERIENENDE = AUSBILDUNGSBEGINN Rechtsanwältin Dr. Tanja Nitschke, Mag. rer. publ., BRAK, Berlin Es ist mitten im Sommer, doch schon bald sind in allen Bundesländern die Schulferien zu Ende und damit startet auch das neue Berufsschuljahr. Für viele Kanzleien heißt das, dass sie neue Auszubildende in ihre Teams integrieren – wenn sie zu den Glücklichen zählen, die Auszubildende gefunden haben. Denn das gestaltet sich zunehmend schwieriger. Seit mehreren Jahren nimmt die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge ab. Nach den Erhebungen des Bundesinstituts für Berufsbildung waren es zu Beginn des Ausbildungsjahrs 2024 (Stichtag 30.9.) etwa 3 % weniger als im Vorjahr. Die Mehrzahl der Rechtsanwaltskammern verzeichnete rückläufige Zahlen bei den angehenden Rechtanwaltsfachangestellten (ReFa), nur in zehn Kammern gab es leichte Zuwächse; auch die Zahl der angehenden Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten (ReNo) stieg minimal. Immerhin milderte sich der deutliche prozentuale Rückgang der beiden Vorjahre (etwa –5 % bzw. –11 % in 2023 bzw. 2022) etwas ab. Ob das bereits erste Früchte der verschiedenen Kampagnen von Rechtsanwaltskammern und ReFa-Verbänden sind, die für den Ausbildungsberuf werben, lässt sich noch nicht definitiv sagen. Denn die Zahlen schwankten in den vorangegangenen Zahlen häufiger um ein paar Prozentpunkte, ohne dass sich eindeutige Einflussfaktoren dafür ausmachen ließen, weshalb die Veränderung in einem Jahr mehr oder weniger groß ausfiel. Es gab nur eine Konstante: Die Zahlen waren immer rückläufig. Dieser Rückgang im Ausbildungsbereich bildet die Basis dafür, dass sich der Beruf der ReFa bzw. ReNo immer mehr zum Mangelberuf entwickelt hat; davon zeugen auch aktuelle Umfragen zu offenen Stellen unter Freiberuflern. Verstärkend kommt hinzu, dass ausgelernte ReFas und ReNos nicht selten in die Justiz oder in Unternehmen abwandern – und die hohen Abbrecherquoten, die dazu führen, dass noch weniger junge ReFas und ReNos nachkommen. In manchen Kammerbezirken brach in den letzten Jahren sogar über die Hälfte eines Berufsschuljahrgangs die Ausbildung ab, weil sich entweder der Beruf ReFa für immer mehr Auszubildende als doch nicht passend herausstellte, die Ausbildung schlecht oder gar nicht stattfand, und/ oder Ausbildende und Arbeitsklima problematisch waren. Über die Ursachen im Detail wurde in den letzten zwei Jahren viel diskutiert, sie waren auch Thema von Veranstaltungen und Veröffentlichungen von BRAK und Kammern. Für das nun startende Ausbildungsjahr liegen noch keine Zahlen vor. Neue Untersuchungen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, aktuelle Berichte darüber, dass Unternehmen insgesamt weniger Ausbildungsplätze anbieten, und der anhaltende Trend bei Schülerinnen und Schülern, dauerhaft ohne berufsqualifizierenden Abschluss erwerbstätig zu sein, lassen befürchten, dass die Entwicklung keine positive sein wird. Und doch hat sich in den vergangenen zwei Jahren einiges bewegt, das hoffen lässt. In einem zunehmend von Fachkräftemangel geprägten Arbeitsmarkt sind Mitarbeiterbindung und die eigene Attraktivität als Arbeitgeber für viele Kanzleien stärker in den Fokus gerückt. Elemente sind u.a. eine konkurrenzfähige(re) Vergütung – für die auch die Kammern durch mehrfach erhöhte Vergütungsempfehlungen sorgen – und ein wertschätzender Umgang; über diese Stellschrauben wurde schon vieles geschrieben. Erkennbar gewachsen ist bei vielen Kanzleien auch das Bewusstsein, dass Auszubildende nicht nur billige Hilfskräfte sind, sondern eine qualitativ gute Ausbildung brauchen – und ein offenes Ohr für ihre Ideen und ihre Digitalkompentenz. Das ist auch der Schlüssel, um sie langfristig als zufriedene Mitarbeitende an die Kanzlei zu binden. Das große Interesse an den von einigen Kammern angebotenen Ausbildungssiegeln und die bereits jetzt vielerorts zurückgegangenen Abbrecherquoten geben Grund zu einem gewissen Optimismus. Doch auch im jetzt startenden Ausbildungsjahr gibt es noch genug Potenzial für Verbesserungen – und die sollte die Anwaltschaft angehen. Foto: Oliver Hurst
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