BRAK-Magazin Ausgabe 3/2025

BRAK MAGAZIN 3/2025 4 UNDER PRESSURE Das 6. Internationale Anwaltsforum der BRAK Peggy Fiebig, LL.M, freie Journalistin, Berlin Die Anwaltschaft ist unter Druck. Weniger – zumindest noch – hierzulande, aber wenn man sich in der Welt umschaut, sind Sorgenfalten durchaus berechtigt. Das dürfte das Resümee des diesjährigen Internationalen Anwaltsforums sein, das die Bundesrechtsanwaltskammer Ende April in Berlin zum nunmehr sechsten Mal ausgerichtet hat. Zu Wort kamen auf der zweitägigen Veranstaltung Vertreterinnen und Vertreter von Anwaltsorganisationen aus über 40 Jurisdiktionen. Viele von ihnen waren weit angereist aus der Subsahara, Amerika, dem Nahen Osten sowie aus Südostasien. Insgesamt nahmen über 140 Experten teil, viele von ihnen zum ersten Mal. DIE LAGE IST ERNST, ABER NICHT HOFFNUNGSLOS Sie alle brachten ihre jeweilige Perspektive zum diesjährigen Motto des Anwaltsforums ein: „Resilience and Change in the Legal Profession“ – „Resilienz und Wandel im Anwaltsberuf“. Ein Wandel, so betonte es BRAK-Präsident Dr. Ulrich Wessels eingangs, den wohl nur wenige so erwartet hätten: Krieg, der Zusammenbruch von Regimen, der Vormarsch von Populisten. In der Folge mehren sich die Angriffe auf den Rechtsstaat: Anwältinnen und Anwälte, die sich für den Erhalt der rule of law einsetzen, werden inhaftiert, Richterinnen und Richter ihres Amtes enthoben oder zumindest damit bedroht, Staatsanwältinnen und -anwälte unter Druck gesetzt. Kurz, so Wessels, das Konzept des Rechtsstaates wird von Regierenden mehr und mehr als Hindernis für staatliches Handeln und nicht als dessen Fundament gesehen. In Situationen wie diesen sei die Anwaltschaft gefragt, „Resilienz bedeutet in unserem Beruf nicht nur, politische Stürme zu überstehen, sondern auch, die Integrität aufrechtzuerhalten, wenn der Preis hoch ist“, so sein mahnender Appell. Um an jene Zeiten zu erinnern, wo genau dabei die deutsche Anwaltschaft fatal versagt hatte, wurde im Rahmen des Anwaltsforums auch die BRAK-Wanderausstellung „Anwalt ohne Recht – Das Schicksal jüdischer Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte nach 1933“ gezeigt. Mit bedrückender Aktualität, wenn man bedenkt, dass es nicht wenige Kolleginnen und Kollegen sind, die sich heute einer Partei zuwenden, die den Rechtsstaat fast tagtäglich diffamiert. Empirisch bestätigt wurden die Feststellungen des BRAK-Präsidenten von Elizabeth Andersen vom Basel Institute on Governance, einer internationalen Organisation, die sich der Geldwäsche- und Korruptionsbekämpfung verschrieben hat. Andersen war bis März 2025 beim World Justice Project tätig, das jährlich den Rule of Law Index herausgibt und sich darin den Zustand der Rechtsstaatlichkeit in der Welt anschaut. Der letzte Index ist im Herbst Fotos: Michael Gottschalk Die Teilnehmenden des 6. Internationalen Anwaltsforums der BRAK Tshering Derup, Referent des Bar Council of Bhutan, vertieft in die Ausstellung „Anwalt ohne Recht“

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