BRAK MAGAZIN 2/2025 10 AZUBIS ALS BOTSCHAFTER Mit innovativen Projekten ReFa-Nachwuchs gewinnen, fördern und begeistern Rechtsfachwirtin Sabine Vetter, LL.M., Würzburg, Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses der Rechtsanwaltskammer Bamberg Der Abwärtstrend der Ausbildungszahlen ist bekannt, so dass ein Blick hinter die Kulissen notwendig wird und sich die Frage stellt, wie junge Menschen uns unterstützen können. Die duale Ausbildung ist eine der tragenden Säulen des deutschen Bildungssystems und erweist sich als besonders erfolgreich bei der Integration junger Menschen in den Arbeitsmarkt. Dennoch stehen auch hier immer wieder Herausforderungen an, die bewältigt werden müssen. Ein Lösungsansatz, der sich immer mehr bewährt, ist die gezielte Förderung junger Menschen durch innovative Projekte. In einer Zeit, in der die Digitalisierung alle Wirtschaftszweige durchdringt, liegt es nahe, auch die duale Ausbildung in Kanzleien durch innovative Ansätze zu stärken. Besonders Jugendliche, die in einer digitalen Welt aufgewachsen sind, können durch gezielte Projekte nicht nur persönlich gefördert werden, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Modernisierung von Anwaltskanzleien leisten. Projekte wie Digiscouts (https://www.digiscouts.de) sollen Inspiration für Veränderungen in Kanzleien bieten. Der Beitrag, den junge Menschen leisten können, bezieht sich aber nicht nur auf den Input in Kanzleien, sondern auch auf das authentische Anwerben zukünftiger Auszubildender. AZUBIS ALS AUSBILDUNGSBOTSCHAFTER Den Mehrwert von Auszubildenden für Kanzleien zu nutzen, bewegte auch den Berufsbildungsausschuss der Rechtsanwaltskammer Bamberg und führte letztendlich zu dem Thema „Ausbildungsbotschafter“. Auszubildende – auch ehemalige, also ausgelernte Rechtsanwaltsfachangestellte – können ihren eigenen Beruf am besten bewerben und somit potenzielle Azubis für den Beruf begeistern. Um zukünftige Auszubildende in dem riesigen Angebot an Ausbildungsberufen nicht allein zu lassen, ist es sinnvoll, Berufsorientierungsangebote zu schaffen, in denen Berufe nicht nur trocken vorgestellt werden. Authentischer ist es, Menschen, die in diesen Berufen arbeiten, persönlich kennenzulernen – so gibt man Eindrücke aus erster Hand und räumt Vorurteile aus. FLÄCHE DES KAMMERBEZIRKS IN RELATION ZU AKTIVEN EHRENAMTLICHEN Unser Kammerbezirk erstreckt sich über eine große Fläche, was die zentrale Koordination durch die Rechtsanwaltskammer anspruchsvoller macht. Wir beschlossen, uns zunächst auf den Landgerichtsbezirk Würzburg zu fokussieren, um das bestehende Netzwerk des Würzburger Anwaltvereins und der RENO Würzburg zu nutzen. Basierend auf den gewonnenen Erfahrungswerten sollte das Projekt dann auf weitere Bezirke ausgeweitet werden. Unter dem Stichwort „Netzwerken mit allen Beteiligten“ setzten wir uns zusammen und waren uns schnell einig, dass viele Projekte auch auf viele Schultern verteilt werden müssen. Im Anschluss trafen sich Rechtsanwalt Rainer Riegler (Rechtsanwaltskammer Bamberg), Rechtsanwalt Christian Semmler (Würzburger Anwaltverein) und ich mit einer Gruppe von Berufsberaterinnen und -beratern, die für die Handwerkskammer Service GmbH Würzburg an Mittelschulen und Realschulen Berufsorientierungsgespräche mit Schülerinnen und Schülern führen. Ziel war es, die Beratenden mit Informationen über den Beruf des/der Rechtsanwaltsfachangestellten zu versorgen, damit sie unseren Beruf verstärkt im Blick haben. Auch in dieser Runde wurde schnell deutlich, dass Berichte aus erster Hand in den Schulen sinnvoller sind, also dass (ehemalige) Azubis gefragt sind. So fiel der Startschuss bereits einen Monat später. Das erste Team aus Auszubildender, Rechtsanwalt und Rechtsfachwirtin stellte einer Schulklasse den Beruf Rechtsanwaltsfachangestellte/r vor. BERUFSORIENTIERUNG In Würzburg liegt der Fokus bei dem Projekt „Ausbildungsbotschafter“ eher auf Berufsorientierung, um mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. So stellte z.B. ein Team aus zwei ReFas, einer Anwältin und einem Anwalt vier neunten Klassen einer Würzburger Realschule ihre Berufe mit einem besonderen Quiz vor (ein ausführlicher Bericht findet sich hier.) Der ebenfalls anwesende Berater der vertieften Berufsorientierung (vBO der HWK) berichtete im Nachhinein, dass drei der anwesenden Schülerinnen sich in Kanzleien bewerben wollen. Aufgrund dieses Feedbacks hat Katja Lalaoui, Vorstandsmitglied der RENO Würzburg, zusammen mit dem anwesenden Berufsberater ein neues Konzept entwickelt. Ausbildungssiegel der Kammer Bamberg
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